Kunst in der Architektur
Markus Hotz im Gespräch mit Monika Kiss
Im Dialog mit der Architektur erhält die Kunst ihren öffentlichen Auftritt. Sie gestaltet mit am Erscheinungsbild, an Charakter und Atmosphäre eines Gebäudes. Je früher sie in die architektonische Planung einbezogen wird, umso leichter kann sie dabei ihre Rolle spielen, das Unerwartete und Überraschende zum Praktischen und Nützlichen beizutragen. Dabei soll die Kunst nicht nur schmückende Zugabe sein, sondern genauso wie die Architektur ihre Funktion erfüllen können.
Markus Hotz: Monika Kiss, welche Rolle soll die Kunst in der Architektur spielen? Hat sie hier überhaupt einen Platz?
Monika Kiss: Es wäre schön, wenn die Kunst eine ganz selbstverständliche Rolle spielen würde in der Architektur, etwa wie ein Fachplaner, etwas, was es wirklich braucht. Aber natürlich ist die Realität eine andere, und Kunst ist auch etwas Besonderes. Sie hat viel mit Fantasie zu tun, mit unrealistischen Ideen. Es ist ein Zwiespalt, in dem man sich als Künstlerin wie als Architekt bewegt, wenn man sich auf das Abenteuer Kunst einlässt. Das ist ein anderes Abenteuer als das des Elektroplaners. Kunst darf ausserdem auch etwas machen, das die Leute nicht erwarten, das überrascht und irritiert. Trotzdem soll dieses Überraschende und Irritierende auch integriert sein in den Bau, die Situation und die ganze Aufgabenstellung.
Wie gehen Sie vor bei Ihrer Arbeit?
Am Anfang eines Kunst-am-Bau-Projekts für eine Arbeit im öffentlichen Raum stehen intensive Recherchen. Ich gehe von der Situation aus, kenne kein bevorzugtes Material und möchte auch keinen bestimmten Stil entwickeln. Das interessiert mich nicht. Was mich interessiert, das ist die inhaltliche künstlerische Auseinandersetzung. Oder ich entwickle auch Farbkonzepte. Die Farbe steht an der Schnittstelle zwischen Kunst und Architektur, das ist ein sehr geeignetes Feld für die Zusammenarbeit mit Architekten.
Wie stellen Sie sich zu Wettbewerben für Kunst am Bau?
Dazu habe ich ein zwiespältiges Verhältnis, weil es ja keine wirkliche Zusammenarbeit ist: Der Architekt hat etwas entworfen, dann kann sich die Künstlerin dazu etwas ausdenken. Ideal ist es, wenn man gemeinsam auf einen Wettbewerb hin ein Projekt entwickelt, wenn Kunst und Architektur von Anfang an zusammengehen. Wenn man als Künstlerin erst später einbezogen wird, dann sind die Bedingungen schon vorgegeben. Hier beim Grütpark ist meine Arbeit aus dem vorgegebenen Material heraus entstanden: Von mir aus wäre ich wahrscheinlich nicht auf Glas gekommen, aber ich habe mich, nachdem die Materialwahl von der Bauherren- und Architektenseite her feststand, auf das Glas und das Thema der Spiegelung eingelassen.